Tage, Die Welkten

Nocte Obducta

Wir wachten eines Morgens auf, im Bett das Herbstlaub, rau und kalt

An glasberaubte Fensterbögen hatte Efeu sich gekrallt

Zerbroch'nes Glas, verschlaf'ner Blick, das immer so zerzauste Haar

Ich sah dich an und fragte mich, weshalb es nicht wie früher war



Der Weg zum bade harsch und trist, das Wasser eisig und verstaubt

Den matten Spiegeln hatte irgendwer das Lächeln längst geraubt

Ich schleppte mich hinab zum Fluß, sah taub zwölf Monde weit zurück

Im Spiegelbild floß hinter mir verschwommen noch ein altes Stück



Zurück in meinen Hallen fand der Tag mich schwach und ausgezehrt

Warum nur hattest Du die Glut, die uns verband, nicht mehr genährt?

Die letzten Scheite im Kamin, zu Asche waren sie verbrannt

Vielleicht war diesem Feuer immer nur dein Rücken zugewandt...



Doch Schmerz in allen deinen Gesten troff wie Blut von dir herab

Die Bitternis in jedem Wort war jedem weit'ren Wort ein Grab

Doch Schmerz allein gibt Kraft, und Blumen welken mit der Zeit

Die tiefste Liebe fault und stirbt, wenn man nicht hört, wonach sie schreit