Mister Nobody

Udo Lindenberg

Morgens, so gegen dreizehn Uhr zehn


werde ich geweckt


und es wird mir 'ne Packung Speiseeis


in den Frühstücksmund gesteckt


ich freu' mich, und gähn' noch mal durch


und dann kicher' ich vor mich hin


denn in der Zeitung steht schon wieder drin


was ich für ein böser Bube bin


es ist ein Leben wie auf einem Silbertablett


von Kameras umgeben, auf dem Präsentierparkett


und ich denk' mir: Heut bleib' ich lieber im Bett...





Wenn er dann rausgeht, stolpert er über die Fans


die im Hausflur auf ihn warten


er setzt sich dazu, bemalt Arme und Beine


und verteilt seine Hochglanzkarten


und in den Kneipen haut man ihm auf die Schulter


so daß sie ihm fast bricht


doch er weiß, wie das gemeint ist


und deshalb weint er nicht





Manchmal träumt er, er wär' wie früher


ein Mister Nobody


und er streunt durch die Gegend


und hängt rum in dunklen Cafe's


und wilden Separnes


keiner fragt, wer er ist, selbst wenn er dreist


der Serviererin in das Strumpfband beißt


er wär' ein Nobody, ein Mister Nobody





Er fragte sich schon bei mancher Frau


die ihm so unterkam


war es sein Name, der Ruhm, die Kohle


oder war es sein privater Charme?


Und manche große Liebe ergab sich leider nicht


denn hinter all den Postern


sahen sie nie sein echtes Gesicht





Manchmal träumt er, er wär' wie früher


ein Mister Nobody


und er streunt durch die Gegend


und hängt rum und schläft im Stadtpark


keiner fragt, wer er ist, selbst wenn er kühn


sein Lasso nach dem Mond schmeißt


um den runterzuziehn


er wär' ein Nobody, ein Mister Nobody





Er hätte sicher nicht ganz so viele Freunde


doch falsche Freunde gibt es sowieso zuviel


vielleicht nur einen, der total zu ihm hält


mit dem er die Welt auf den Kopf stellt


er wär' ein Nobody, ein Mister Nobody